NOSCE TE IPSUM - MEMENTO MORI
Aus: Erich Hintzsche, Guilelmus Fabricius Hildanus 1560-1634.
Festschrift 25 Jahre Lindopharm Rönsberg KG Hilden
![]() Einem von Fabry selbst stammenden Hinweis läßt sich entnehmen, dass er schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts ein Werk "Über die Mühseligkeit des menschlichen Lebens" hätte drucken lassen, dessen Spuren aber völlig verwischt sind. Das erste erhaltene Buch, eine Sammlung geistlicher Lieder und Gesänge wurde - nach dem Datum der Vorrede zu urteilen - unter dem Eindruck der Erkrankungen und Verluste in der Familie während der Lausanner Pestepidemie von 1613 abgeschlossen. | Es ist mehrfach wieder aufgelegt worden und enthält teils Gebete, teils in Form von Kirchenliedern gestaltete Worte des Sündenbekenntnisses, der Demütigung und der tröstlichen Hoffnung auf die Güte und Gnade Gottes. 1621 erschien dann der "Spiegel des menschlichen Lebens", der auf 447 Seiten mehr als 13.000 Verszeilen umfaßt. Inhaltlich in vier den Lebensstadien entsprechende Teile gegliedert nimmt das Buch seine Beispiele aus der Geschichte aller Zeiten und Länder und vermengt sie mit moralischen Betrachtungen, die sich dem Autor bei seiner ärztlichen Praxis ergeben haben. Diese Beispiele, Lehren und Geschichten sind so zahlreich, dass sie durch ein besonderes 15-seitiges Register erschlossen werden mußten. Kurzum, es ist eine typische Barockpoesie "in der Weite ihrer Horizonte, in der Fülle ihrer menschlichen Bezüge und in ihrer mächtigen, freudigen Gestaltungskraft" (M. Wehrli). Alles in allem keine hohe Dichtkunst, wohl aber Lebenserfahrungen eines 60-jährigen, die er in üppiger Fülle vor uns ausbreitet. Das Sinnbild diese Buches zeigt einen menschlichen Schädel in der Schrägansicht. Er dient der Mahnung: NOSCE TE IPSUM - MEMENTO MORI. Zwei kleine Sinnbilder sind ihm beigefügt. Das eine zeigt eine Sanduhr mit Flügeln, was wohl den schnellen Lauf der Zeit symbolisiert. Darauf steht eine Schale, aus der Dampf aufsteigt. Zu deuten ist: Das menschliche Leben schwindet so schnell wie der Dampf; wie dieser aufwärts zieht, soll sich auch der Mensch zu Gott erheben. Das andere Sinnbild zeigt einen Strauß Blumen in einem Glase, dessen Fuß von Dornen umgeben ist. Es deutet an: Das menschliche Leben ist wie Glas und hinfällig wie die bald vertrockneten Blumen, auch ist es von vielen Leiden begleitet. So oft man das Glas in die Hand nähme, soll man sich seiner Vergänglichkeit erinnern. |